Unsere Geschichte

Das Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf entstand nach dem 2. Weltkrieg als Zuflucht für Kriegswaisenkinder. Die Erwachsenen, die größtenteils ebenfalls ihr Zuhause verloren hatten und hier als Kinderdorfeltern tätig waren, begannen relativ schnell, ihre erlernten Tätigkeiten wieder auszuüben. Noch im Gründungsjahr 1947 wurden die ersten Werkstätten eingerichtet – zur Selbstversorgung und zur Ausbildung der Jugendlichen. Auch biologisch-dynamischer Anbau wurde von Anfang an betrieben. Adalbert Graf von Keyserlingk, einer der beiden Kinderdorf-Gründer, hatte auf dem elterlichen Gut Koberwitz im Jahr 1924 den Landwirtschaftlichen Kurs von Rudolf Steiner gehört und brachte diese Wirtschaftsweise mit ins Kinderdorf.

Bis zur Entstehung richtiger landwirtschaftlicher Betriebe dauerte es allerdings noch eine ganze Zeit. Der Boden der „Pestalozzi-Siedlung“, wie sie damals hieß, war für den Anbau wenig geeignet, und der Ertrag entsprechend mager. Stationen auf dem Weg zur landwirtschaftlichen Siedlung waren der Unterbühlhof auf der Höri, der Ziegelhof und ein kleiner Versuch in Wahlwies selbst, wo das Kinderdorf es in fremdem Stall auf 10 Rinder brachte. Erst als das Kinderdorf in den siebziger Jahren den heutigen Erlenhof erwerben konnte, der auch als Lehrbetrieb genehmigt wurde, verbesserte sich die Versorgungslage deutlich. Das erste Grundstück für den Obstbau bekam das Pestalozzi Kinderdorf im Jahr 1968 geschenkt. Ein Gewächshaus für die Gärtnerei konnte 1975 gebaut werden.  

Im Jahr 1980 nahm die Bäckerei in der alten Speisesaalbaracke ihre Arbeit auf. Sieben Jahre später organisierte der damalige Geschäftsführer des Pestalozzi Kinderdorfs, Hermann Johannes Scheer, eine Ballonpost in den USA, um den Aufbau einer neuen Bäckerei zu finanzieren. Die Kinderdorf Flugpost hatte er bereits 1952 gegründet, um durch Ballonflüge Sammlerbelege herausgeben zu können und so eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. Im Jahr 1988 wurde die neue Bäckerei fertig gestellt.

Lange Zeit dienten die Erzeugnisse nur der Selbstversorgung der Familien und Mitarbeiter. In jedem Lebensmittelbetrieb gab es Öffnungszeiten, zu denen die jeweiligen Lebensmittel ausgegeben wurden. Bei der sogenannten „Mittwochsausgabe“ in der Kinderdorfküche konnten sich die Familien ergänzend mit Grundnahrungsmitteln versorgen. Die Ausgabestellen wurden mehr und mehr auch von Anwohnern aus Wahlwies frequentiert. Vor allem nach der Öffnung der Waldorfschule für externe Schüler und dem damit verbundenen Zuzug von Menschen, die Wert auf biologisch-dynamisch produzierte Lebensmittel legten, stieg die Nachfrage massiv an. So wurde 1999 der Pestalozzi Dorfladen eröffnet, in dem nun jeder einkaufen konnte.

Den Grundstein zum Verkauf auf den Wochenmärkten legte Gärtnermeister Christian Richter 1997 mit dem ersten Stand auf dem Wochenmarkt Radolfzell. 1999 wollte ein befreundeter Gemüsebauer seinen Stand in Konstanz aufgeben. Die Gärtnerei entschloss sich, ihn samt Personal zu übernehmen. Im Jahr 2000 kam noch der Marktstand in Stockach dazu.

Im Mai 2011 konnte die Pestalozzi Gärtnerei mit Unterstützung des Partners Feneberg ein neues, 1,5 Hektar großes Gewächshaus errichten. Die angeschlossene Hackschnitzelanlage erzeugt mit moderner Umwelttechnik nahezu CO2-neutrale Wärme und beheizt neben dem Gewächshaus auch angrenzende Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach regionaler Ware stark zugenommen. „Sind das eigene Produkte“ gehört zu den häufigsten Kundenfragen im Dorfladen und auf den Wochenmärkten. Und so wurden diese Einkaufsstätten ab Oktober 2016 durch einen Lieferservice ergänzt, mit dem sich die Kunden alle Pestalozzi-Produkte auch nach Hause liefern lassen können.